Samstag, Oktober 27, 2007

Morolino (dipl. trüffl.)

27. - 29.10.2007
Am Freitagabend herrschte wieder verdächtiges Kofferrücken und Kleiderzusammentragen - ein untrügliches Zeichen dafür, dass meine beiden Lieben was im Reiseschild führen ! Und tatsächlich: am Samstagmorgen machten wir uns auf die 5-stündige Autofahrt. Angepeiltes Ziel: Alba (Piemont), das Epizentrum der stinkenden Trüffel schlechthin. "Ja, Moro, lueg's als Wiiterbildigsurlaub aa - än Trüffelhund i dä Familie wär nöd schlecht !" Naja, zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinen Schimmer, welche Nasentorturen im fernen Italien auf mich lauerten...
Zusammen mit Herrchens Eltern erreichten wir schliesslich bei schönstem Wetter die Trüffelstadt und bezogen unser Hotel (war übrigens gar nicht so einfach: wir Hunde sind in Italien nicht die begehrtesten Hotelgäste !). Das Städtchen mag ja einiges für kulinarische Gaumenfreuden zu bieten haben, aber ginge es um Spazierwege für auslaufverwöhnte Vierbeiner hätte Alba wohl nicht mal den Trostpreis gewonnen ! Hier wird nach dem Motto gebaut: Strassen sind dazu da, zu den Häusern zu führen und dort abrupt zu enden. Und so marschierten Frauchen und ich sternförmig die Asphaltsträsschen ab, immer in der Hoffnung, sie mögen sich in Kies-, Wald- oder Wiesenwege verwandeln und uns ins Grüne führen - und kehrten jedesmal enttäuscht den gleichen Weg zurück, an unzähligen eingesperrten, zu Alarmanlagen verdonnerten Hundekollegen vorbei, die uns teils wütend-neidisch, teils erwartend-freudig ein wiederholtes Bellkonzert bescherten. Hab' ich ein Glück, dass ich mein Körbchen, mein Kuschelfell und mein Sofa nicht gegen die vergitterten Bleiben eintauschen muss - und von Fellpflege durften die italienischen Freunde auch noch nichts erfahren. Frauchen war total frustriert !
Auf jeden Fall endeten die geplanten langen Spaziergänge und Herrchens Jogging-Vorsätze in den Sackgassen von Alba; ein Umstand, den Herrchen und ich - heimlich aufatmend, aber mit vorgetäuschtem Missmut - gottgegeben hinnahmen: "Oohh, wie schaad, ehrlich !" Als Vertreter des männlichen Geschlechts genügt uns gutes Essen, eine hohe Anzahl an Schlafstunden und grosszügig verteilte Streicheleinheiten, und an alledem mangelte es ja nun wirklich nicht !
Am Sonntag ging es dann auf den berühmten Trüffelmarkt von Alba. Und es gehört schon eine gesunde Portion Masochismus dazu, wenn man sich als bekennender Trüffel-Verschmäher (Frauchen und ich) freiwillig der Inhalation gesättigter Trüffelduftluft aussetzt. Wir taten es - und nicht genug: Frauchen kaufte für ihren Götti einen weissen Trüffel als (edles) Mitbringsel. Ihr dürft nun dreimal raten, wo das teure Stück bis zur Abreise gelagert wurde: genau, in unserem Hotelzimmer-Schrank. Und obschon feinsäuberlich in Haushaltspapier eingewickelt und in einem Plastikböxchen eingesperrt, entwich dem Aufbewahrungsort unablässig Tartufo-Odor und verlieh unserem Hotelzimmer die Original-Trüffelmarkt-Ambience. Auf die Frage, weshalb man die stinkende Knolle nicht auf dem Fenstersims lagern könne, erwiderte Frauchen: "Um Himmelswille, dänn wird er no klaut !!" Von wem denn, wollte Herrchen wissen. "Vomene Raab, zum Biispiel !" Was will man(n) da noch erwidern ??
Zumindest waren die Marktverkäufer sehr nett und ich konnte mich vor streichelnden Händen und bewundernden Worten kaum retten ! Hier ein paar Schnappschüsse:

Vor dem Steinpilz-Stand

Ich mit Frauchen und Herrchen (vorne rechts) im Getümmel

Ciao, mi chiamo Moro, e tu ?!

Schnupper, schnupper - eindeutig Wurst...

..und ich habe tatsächlich ein "Versucherli" bekommen !!! Da staunt ihr, was ?

Alles in allem wieder ein wunderbar erholsames Wochenende mit vielen neuen Eindrücken - ich liebe diese Ausflüge !